Was ist Neurofeedback?
Neurofeedback ist eine computergestützte Trainingsmethode der Verhaltenstherapie basiert auf dem Prinzip der Gehirnplastizität, das sich auf die Fähigkeit des Gehirns bezieht und seine Wurzeln in der Neurowissenschaft und jahrzehntelanger Forschung hat. Es ist eine bewährte Methode für digitales Mentaltraining, mit deren Hilfe unbewusst ablaufende neurophysiologische Prozesse durch Rückmeldung (Feedback) wahrnehmbar gemacht werden. Das Messverfahren nennt man deshalb EEG (Elektroenzephalogramm). Die gemessenen Werte bzw. Hirnstromkurve (Spannungsverlauf / Zeit) können in verschiedene Frequenzbänder (z. B. Delta, Theta, Alpha, Beta, Hi Beta) eingeteilt werden. Charakteristisch für die Messung sind Amplituden (Spannungsunterschiede) und Frequenzen (Amplituden pro Sekunde). Es ist also ein Biofeedback der Gehirnaktivität.
Eine kurz und zusammenfassende Auflistung der Gehirnwellen:
• Deltawellen (0,5–4 Hz): Verbunden mit Tiefschlaf und Erholungsprozessen.
• Thetawellen (4–8 Hz): Verbunden mit Entspannung, Kreativität und meditativen Zuständen.
• Alphawellen (8–12 Hz): Stellen einen ruhigen, aufmerksamen Zustand dar, der häufig bei Entspannung und Achtsamkeit auftritt.
• Betawellen (12–30 Hz): Beteiligt an aktivem Denken, Konzentration und Problemlösung.
• Gammawellen (30–100 Hz): Verbunden mit höheren kognitiven Funktionen, Lernen und Gedächtnis.
Neurofeedback ist bereits ein integraler Bestandteil moderner Gesundheits- und Selbstverbesserungspraktiken. Es gibt verschiedene Verfahren des Neurofeedback-Trainings. Exemplarisch können wir das SCP-Training, Z-Score Training oder ILF-Neurofeedback aufzählen.
Wie funktioniert und hilft Neurofeedback?
Neurofeedback ist eine Lernmethode. Da das Gehirn permanent elektrisch aktiv ist, lässt sich diese Aktivität außerhalb des Schädelknochens mit modernen Elektroden sehr gut messen. Das Gehirn erzeugt elektrische Signale mit verschiedenen Frequenzen, die verschiedenen Geistes- und Körperzuständen entsprechen. Durch diese Methode besteht die Möglichkeit, auf die Gehirnwellen einzuwirken und dies nach Zielvorstellungen zu optimieren. Neurofeedback ist auf eine operante Konditionierung aufgebaut und belohnt das Gehirn nach gewünschte Rückmeldung bzw. Feedbacks, was durch ein Computerprogramm bzw. computergesteuerten Belohnungsprinzip erfolgt. Dieses Computerprogramm nimmt die Veränderungen der Gehirnwellen auf und startet oder stoppt sie durch eine vorher bestimmte Motivation in Echtzeit. Der Lerneffekt entsteht durch eine Kombination von Audio-visuelles Feedback des Gehirns und fördert die Selbstregulierung der Erregungs-, Konzentrations- und Entspannungs- bzw. Mentalzustände der Klienten.
Dauer, Zeitaufwand und Kosten der Behandlungen?
Neurofeedback ist zwar sehr wirksam, ist aber keine schnelle Lösung und erfordert viel Geduld und Beständigkeit. Es ist keine einmalige Lösung und wirkt dauerhaft, wenn man es in regelmäßigen Trainingseinheiten in der Woche über mehreren Monaten durchführt. Im Laufe mehrerer Sitzungen lernt das Gehirn das Optimierten der Mustern selbstständig beizubehalten, daher kann man diese Methode mit einem Muskelaufbautraining vergleichen. Jede Therapieeinheit ist auf die individuelle Gehirnaktivität des Einzelnen zugeschnitten, um ein personalisiertes Erlebnis zu gewährleisten.
Um spürbare Ergebnisse zu erzielen, sind nach unseren Erfahrungen 25 bis 60 Sitzungen erforderlich, je nach den Zielen der Klienten, deren Bedingungen und Schwere der einzelnen Beschwerden.
Diese Therapiemethode wird von allen gesetzlichen wie privaten Krankenkassen bis zu 100 % übernommen.
Wie sieht eine Behandlung aus?
In der Sitzung werden dem Klienten mit einer wasserlöslichen Salzpaste Elektroden auf der Kopfhaut befestigt, die die Aktivität in definierten Regionen des Gehirns messen. Diese Dioden werden nach Bedarf bzw. Beschwerden der Klienten an den Frontal-, Zentral- und Parietalbereich des Schädels an der linken und rechten Seite angebracht. Über einen Monitor und ggf. weitere auditive Reize erhält der Patient in Echtzeit Feedback über seine Hirnaktivitäten (EEG-Wellen/Gehirnstromkurve). Durch diese Rückmeldung lernen die Klienten, ihre Gehirnaktivität selbst besser zu regulieren und ihre Selbstregulierungsfähigkeit zu optimieren und können ihre Fehlregulationen besser auszugleichen. Sie können normale willkürliche Aktivitäten des Gehirns besser steuern und beeinflussen und können mehr Funktionsfähigkeit finden. Diese Erfolgserlebnisse motivieren das Gehirn, die neu erlernten Selbstregulierungsprozesse immer schneller und nachhaltiger zu erreichen und auch in den Alltag zu transferieren. Das führt zu einer Steigerung der Resilienz unserer psychischen Widerstandsfähigkeit. Neurofeedback ist eine sehr sanfte und schmerzfreie Therapie.
Warum Neurofeedback?
Viele Krankheiten, Störungen oder ungewollte Verhaltensmuster sind auf Fehlregulierung der Gehirnaktivität zurückzuführen. Im Gegensatz zu Medikamenten oder chirurgischen Eingriffen ist Neurofeedback völlig nicht-invasiv und basiert auf der natürlichen Lern- und Anpassungsfähigkeit des Körpers.
Viele Menschen, die ihre Höchstleistung nicht erbringen können, haben meist eines gemeinsam: Sie haben die Fähigkeit verloren, sich auf das zu konzentrieren, was sie erreichen wollen. Sie können in keinen Zustand eintreten, in dem sie völlig auf ihr Tun fokussiert sind. Sie haben verlernt, wie sie sich im Bedarfsfall Zugang zu Ressourcen wie höchste Konzentration, innere Gelassenheit und absolutes Selbstvertrauen verschaffen können.
Man findet sie unter Führungskräften, Athleten, Künstlern genauso wie unter Schülern und Studenten. Oft leiden sie an stressbedingten Erkrankungen, mentalen Störungsbildern oder ungewollten Verhaltensmustern, die auf eine Fehlregulierung der Gehirnaktivität zurückzuführen sind. Diese unbewusst ablaufenden neurophysiologischen Prozesse können mit Neurofeedback wahrnehmbar und steuerbar gemacht werden.
Neurofeedback unterstützt dabei, sich zu zentrieren, zu fokussieren, verbessert die Wahrnehmung und verlängert die Konzentrationsphasen. Neben einer gesteigerten mentalen Leistungsfähigkeit führt dies zu mehr Selbstwertgefühl. So fühlt man sich wieder mental fit für Schule/Studium, Beruf und Sport und wird leistungsfähiger und selbstbewusster. Mit Neurofeedback kann man das Leben wieder genießen.
Einer der größten Vorteile des Neurofeedbacks ist, dass es eine Heilung ohne Konsum von Medikamenten ermöglicht.
Welche Resultate sind zu erwarten?
Wissenschaftler des Instituts für medizinische Psychologie konnten nachweisen, dass Neurofeedback zu positiven und dauerhaften Veränderungen führen kann. Die Erfolge der Behandlungen haben folgende Resultate erzielen können:
• Erhöhung der Stresstoleranz
• Verbesserung der Lern- und Abruffähigkeit
• sich besser zu zentrieren und zu fokussieren.
• Verbesserung der Aufmerksamkeit und Wahrnehmung
• Selbstbeherrschung durch Selbst- und Impulskontrolle
• Zunahme der Konzentrationsfähigkeit und verlängert die Konzentrationsphasen.
• Signifikante Effekte bei den Kernsymptomen Impulsivität und Hyperaktivität
• Das Chaos im Kopf nimmt ab
• Die Schmerzen werden milder oder verschwinden ganz.
• Verbesserung der Strukturierungsprozesse im Gehirn
• Verbesserung des Allgemeinbefindens
• Bessere Integration des Geistes und Körpers
• Steigerung der Selbstsicherheit / Assertion
• Entwicklung des Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühl
• Entwicklung emotionaler Intelligenz
Geschichte des Neurofeedbacks:
Neurofeedback wurde in den 1960er-Jahren an der Universität Los Angeles (USA) im Rahmen eines Forschungsprojekts der Weltraumbehörde NASA entdeckt und seitdem ständig weiter entwickelt.
Die Grundlagen des Neurofeedbacks werden allerdings seit über 100 Jahren erforscht. Da der Lernprozess beim Neurofeedback über positive Verstärkung erwünschter Veränderungen läuft, greift das Neurofeedback unter anderem auf die Erkenntnisse von Petrowitsch Pawlow mit seinen berühmten Hundeexperimenten zurück. Hans Berger gilt als Vater des Elektroenzephalogramms (EEG), das auch heute noch zu den Standardverfahren der Medizin zählt. Bergers Erforschung der Charakteristik der sogenannten Alpha-Wellen im EEG ist eine weitere Grundlage heutiger Neurofeedback-Anwendungen. Die ersten Versuche an Mäusen und Menschen zu Verhaltensänderung mittels EEG-Kontrolle führte in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts Neal E. Miller an der Yale University durch.
Mittlerweile gibt es viele verschiedene Methoden des Neurofeedbacks, wir arbeiten in unserer Praxis nach der Othmer Methode genannt nach Siegfried und Susan Othmer, der seit Jahrzehnten entscheidend die Neurofeebackswelt prägt.